Lastenheft

Folgende Punkte versuche ich bei allen Lautsprecherprojekten umzustetzen. Im englischsprachigen Entwicklerkreisen wurden derartige Anforderungen als "design mantras" bezeichnet. Ein Mantra ist im ursprünglichen ein Geräusch, ein Begriff oder eine Wortfolge die in fernöstlichen Kulturkreisen rezitiert werden. Oft werden derartige Mantras immer und immer wieder wiederholt, um den Rezitierenden in einen meditativen Zustand zu überführen. Meistens werden diese Wortfolgen aus Kernaussagen und Merksprüchen religiöser oder philosophischer Schriften gebildet.

Im übertragenen Sinne stehen Merksprüche hier für Anforderungen, die in meinen Augen (und Ohren) einen guten Lautsprecher erst ermöglichen.

 

 

-  Frequenzgang

Der Frequenzgang sollte auf Achse so gleichmäßig und linear wie möglich sein, sofern dies nicht einer gleichmäßigen Energieabgabe im restlichen Raum entgegen steht. Weiterhin sollten steile Sprungstellen im Schalldruckverlauf vermieden werden.

 

 


- Winkelfrequenzgang

Die Winkelfrequenzgänge sollten so gut wie möglich den Nullgradfrequenzgang immitieren und möglichst an keiner Stelle im Spektrum mehr Schallenergie als dieser abgeben. Sollte dies durch Effekte der Gehäusegeometrie (z.B. Kantendifraktion) nicht möglich sein, ist darauf zu achten, diesen Effekt durch eine Absenkung des betreffenden Bereichs energetisch auszugleichen.

 

 


- Harmonische Verzerrungen

Die harmonischen Klirrkomponenten sollten im gehörempfindlichen Bereich zwischen 300 und 2000 Hz einen gewissen Anteil am Gesamtsignal nicht überschreiten.

 

K2 sollte nicht wesentlich über 1% steigen. Werte <0,3% sind anzustreben.

K3 sollte möglichst weniger 0,3% des Summensignals entsprechen. Die Hörbarkeitsschwelle von 0,1% ist anzustreben.

K5 sollte weniger als 0,1% beitragen. Besser sind Werte Richtung 0,03%.

 

Höheren Klirrkomponenten fallen in der Regel nicht ausgeprägter aus, als die bisher genannten und verlieren aufgrund ihrer Modulationshöhe auch zunehmend an Relevanz.

 


- Energieverteilung

Das Energieverhalten eines Lautsprechers resultiert in letzter Konsequenz aus der Summe der Winkelfrequenzgänge in der Horizontalen wie auch Vertikalen. Benimmt sich ein Lautsprecher unter verschiedenen Winkel vorbildlich, so stimmt auch die Energieverteilung. Darstellbar ist dieses Verhalten sehr übersichtlich durch den Verlauf unterschiedlicher Schalldruckniveaus (Isobaren) über der Frequenz.  Man nennt derartige Graphen Sonogramme.

Eine weitere Darstellungsform ist der Energiefrequenzgang. Dieser stellt den Mittelwert der Winkelfrequenzgäng mit abgestufter Gewichtung bei größeren Winkeln dar. Insgesamt zeigt er ein weniger detailiertes Bild im Vergleich zum Sonogramm, hat aber vielleicht den Vorteil, dass er relevantere Aspekte stärker einbezieht. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass sich Fehler durch Mittelung gegenseitig kompensieren. Ob das unter psychoakustischen Gesichtspunkten vielleicht sogar Sinn macht, ist mir nicht bekannt.

 

 


- Energiespeicher

Energiespeicher sind zu vermeiden. Gespeicherte Energie wird durch verlängerte Ausschwingvorgänge abgebaut. Diese verfälschen zum einen die Impulstreue, zum anderen wirken länger schwingende Töne subjektiv lauter. Also führt verlangsamtes Ausschwingen auch zur Verfälschung der Tonalität. Ein gängiges Mittel zur Überprüfung ist das Wasserfalldiagramm.